Geschichte
Allenstein (poln. Olsztyn) wurde Mitte des XIV.
Jahrhunderts von Jan von Lajsy gegründet und erhielt die Stadtrechte
am 31. Oktober 1353. Ausgangspunkt war das Schloss des Klerusrates
von Ermland, mit dessen Erstellung 1334 begonnen wurde.
Die Stadt entwickelte sich somit um das Schloss,
dessen Mittelpunkt es war. Das Wort Lajsy hat seinen Ursprung in der
prussischer Sprache und bezeichnet das Gebiet um die Newa-Niederung,
das später als Melzak und im XX. Jahrhundert als Pieniezno bekannt
wurde. Zu Beginn seiner Existenz hieß der Ort Allenstein, dessen
Name von der alten prussischem Bezeichnung für den Fluß Lyna - Alna
(oder Alle) hergeleitet wird.
Die Bevölkerung wuchs rasch und mit ihr die
Stadt, die nun auch mit einer Stadtmauer umgeben wurde. In der 2.
Hälfte des XIV. Jahrhunderts wurde die gotische Kirche von St.
Jacob erbaut. Sie wurde bald als eines der bedeutendsten Beispiele
für die gotische Baukunst in Polen bekannt. Die Stadt wuchs weiter
sehr schnell, so dass der Klerusrat von Ermland am 4. Mai 1378 der
weiteren Erweiterung der Stadt zustimmte. Die erweiterte Stadt
formierte sich nun um die Kirche von St. Jakob. Die alte Stadt und
die neue Stadt verbanden gemeinsame Stadtmauern.
Die Stadt wurde im XV. Jahrhundert mehrmals
durch Kriege zerstört. Im Jahr 1440 wurde Allenstein preußisch.
Die Folge war, das aufgrund einer von außen gesteuerten Rebellion,
Allenstein die Stadtrechte verlor. Dennoch erkennt die Stadt zum
gleichen Zeitpunkt den polnischen König Casimir Jagielon als Oberhaupt
an. Während des dreizehn Jahre währenden Kriegs wird die Stadt
nicht direkt erobert.
Aufgrund des Friedensabkommens von Thorn
im Jahre 1466 wird Allenstein mit dem Ermland wieder polnisch.
Die Stadt übernimmt die Verwaltung des Kirchenkreises von Ermland
unter Aufsicht von Nicolaus Kopernikus. Zur gleichen Zeit überzieht
ein weiterer Krieg den Süden von Ermland mit schlimmen Verwüstungen.
Kopernikus versucht, die polisch-sprechende Bevölkerung von Masowien
zu bewegen, das Land hier zu besiedeln.
Der berühmte Astronom hinterlässt viele
interessante Hinterlassenschaften, die bis heute erhalten blieben.
Unter anderen kann man einen astronomischen Tisch im Schloss
bewundern. Kopernikus markiert mit Farbzeichen die gleichlangen
Frühlings- und Herbstnächte. Die Ergebnisse seiner Forschung
erlauben nicht nur die Länge eines Jahres festzulegen, sondern
hilft ihm auch sein Lebenswerk "über die Rotation der Himmmelskörper"
(De revolutionibus orbium coelestium) zu schreiben, in dem Kopernikus
zu der Erkenntnis kommt, dass sich nicht die Sonne um die Erde,
sondern die Erde sich um die Sonne bewegt.
Das nächste Jahrhundert ist durch ein schnelles
Wachstum der Stadt, die sich auf der Strecke Warschau - Königsberg
befindet, geprägt. Bis zur Mitte des XVII. Jahrhunderts entwickelt
sich die Stadt zu einem wichtigen Handelszentrum. Die Zeit des
Friedens endet mit weiteren Kriegen im XVII. und XVIII. Jahrhundert.
Von 1709 - 1712 wütet die Pest. Die meisten Bürger der Stadt sterben.
Dank der Hilfe des Klerusrates verbessert sich die Lage von Allenstein
bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts.
Von 1772 gehört die Stadt wieder zu Preußen mit
nicht sehr günstigen Auswirkungen. So verfällt die Stadt. Das Schloss
dient als Lagerhaus. Die polnische Schule hat nur noch 30 Schüler.
Im Jahr 1807 besucht Napoleon Bonaparte, Kaiser von Frankreich, die
Stadt und nimmt auf dem Marktplatz eine Parade der Dankbarkeit ab.
Unter den Bürgermeistern Robert Zakrzewski
und Oskar Beliana erlebt die Stadt in der zweiten Hälfte des XIX.
Jahrhunderts eine Wirtschaftsblühte. Von Berlin wird eine
Hauptbahnstrecke bis nach Königsberg mit Verbindung nach Morag,
Szczytno, Orneta und Dzialdowo gebaut.
1867 ist auch das Krankenhaus fertig erstellt, ein Jahr später
eine Schule. In der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts wächst
auch die Zahl der Einwohner von viertausend auf fünfundzwanzigtausend
an. In dieser Zeit wird Allenstein ein Zentrum der nationalen
polnischen Bewegung im Ermland. Von 1886 bis 1939 erscheint
auch die "Gazeta Olsztynska" (Olsztyn-Zeitung).
Um die Jahrhundertwende werden viele öffentliche
Gebäude erstellt, so u.a. das Rathaus im Renaissancestil, die
neugotisch erbauten Kirchen vom Heiligen Herzen Jesu und von St.
Joseph und das Öffentliche-Notariats-Büro (erbaut 1908-1911). Hier
befindet sich 1920 auch das Büro des allierten Kontrollrates,
das den Volkentscheid im Ermland und in Masuren überwacht.
Während des zweiten Weltrieges befindet sich
dort ein Gestapobüro; danach wird in dem Gebäude das Büro der
Regionalleitung der nationalen Eisenbahn untergebracht. Um die
Jahrhundertwende wird auch Allenstein an die Wasserversorgung
und Elektrizität angeschlossen. Bald, nachdem der Flughafen in
Betrieb genommen wird, erhält Allenstein eine Straßenbahn und
Zugang zum Telefonnetz.
Aufgrund des Ergebnisses der Volksabstimmung
nach dem I. Weltkrieg verbleibt Allenstein bei Deutschland. Die
polnischen Einwohner leiden unter dem starken Druck der
Germanisierung. Seit 1920 hat die Stadt auch ein Büro für den
Anschluss an Polen.
Nach dem zweiten Weltkrieg gehört die stark
beschädigte Stadt wieder zu Polen.
Allenstein ist für Touristen sehr interessant
und hat dank seiner vielen Seen und historischen Gebäude eine
starke Anziehungskraft. Hier kann man die spät- gotische Kathedrale
aus dem XV-XVI. Jahrhundert, den Palast der Bischöfe aus dem XVIII.
Jahrhundert und die Überreste der Stadtmauer aus dem XIV-XV.
Jahrhundert mit dem besonders bemerkenswerten Wysoka-Stadtor
zu bewundern. In der Mitte des XIX. Jahrhunderts hatte das Tor
die Funktion eines Gefängnisses. Hier war Wojciech Ketrzynski,
ein Historiker, Publizist, Ethikforscher und Kämpfer für die
Selbstbestimmung der Bevölkerung von Ermland und Masuren,
gefangengehalten. Sehr sehenswert ist auch das Rathaus aus
dem XVII. Jahrhundert und die Wohnhäuser aus dem XVII-XIX. Jahrhundert.
Die größte Anziehungskraft übt jedoch das
Schloss aus. Von 1346-1353 erbaut, besteht es aus einem Flügel
auf nordöstlicher Seite des rechteckigen Hofes. Zum Schloss,
umgeben von einem Wassergraben, kann man nur über die Zugbrücke
von der Flussseite der Lyna gelangen. Im XV. Jahrhundert wurde
der südwestliche Flügel hinzugefügt und im XVI. Jahrhundert
bekam der rechteckige Turm eine runde Haube. Der Turm ist
40 Meter hoch. Auf die 12 Meter hohen Verteidigungsmauern ist
eine weitere kleine Mauer gesetzt, die in kürzeren Abständen
Einkerbungen trägt und die höheren Teile als kleine Türme
erscheinen lassen. Die Mauern des Schlosses sind teilweise mit
der Stadtmauer verbunden und bilden somit eine unüberwindbare
Bastion. In dieser Zeit wird das Schloss auf Anordnung des
Bischofs von Ermland, welches ihm seit 1454 unterstellt ist,
vom Klerusrat verwaltet. Das bewirkt, dass von dort eine größere
Einflussnahme auf die preußisch - polnischen Beziehungen genommen
werden kann. 1410 wird das Schloss ohne Widerstand übergeben.
Während des dreizehn Jahre dauernden Krieges
sind die sich ändernden Besitzverhältnisse des Schlosses ein
ständiger Konflikt, bis es 1466 unter polnische Hoheit kommt.
1521 versuchen die Deutschherrn das Schloss zu erobern, was
jedoch misslingt. Von 1516-1521 verwaltet Nikolaus Kopernikus
das Schloss und ist 1524,1531,1535 und 1538 Inspektor des
Schlosses. Im XVI. Jahrhundert wird das Schloss von zwei Bischöfen
des Klerusrates bewohnt. 1538 und 1541 weilt dort der bedeutende
Schriftsteller Jan Dantyszek, außerdem 1580 Marcin Kromer. 1758
wird ein neuer Zugang zum Schloss geschaffen. Gleichzeitig erhält
das Schloss auch einen neuen Seitenflügel, nachdem ein Teil der
Wände und ein Teil der Vorderfront abgerissen wurden. 1772 ändern
sich erneut die Eigentumsverhältnisse.
1779 beherbert das Schloss den ehrenwerten
Ignacy Krasicki. Im Jahr 1845 wird das Schloss renoviert, nachdem
die Zugbrücke, nach dem Austrocknen des Schlossgrabens, durch
einen Damm ersetzt wurde. Von 1901-1911 wird das Schloss sehr
gründlich renoviert.
Seit 1921 wird das Schloss als Museum genutzt und ist seit 1945
das Heimatmuseum von Masuren und dem Ermland.
| JW
Übersetzt von: Joachim Schwanke |
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