Geschichte
Die Stadt Gizycko (dt. Lötzen) wurde an
der Stelle eines Alt-Pruzzischen Ortes als Siedlung um das
1340 erbaute Schloß des Deutschritterordens gegründet.
Hauptbeschäftigung der Einwohner war die Bienenzucht.
Am 15. Mai 1612 erhielt der Ort Stadtrechte und sein
erster Bürgermeister hiess Pawel (Paul) Rudzki.
Das Schloß wurde um 1340 während
der Regierung des Grossmeisters Winrich von Kniprode
in strategischer Position - auf der Landenge zwischen
dem Niegocin (Löwentin) und Kisajno (Kissain) See gebaut.
Es war ein Wohngebäude mit rechteckigem, von einer Mauer
umgebenen Hof und diente als Wohnsitz für den öffentlichen
Ankläger des Ordens. Das Schloss wurde von den Litauern
unter Fürst Kiejstut zerstört, aber bald danach vom
Deutschritterorden wieder aufgebaut. Der Dreizehnjährige
Krieg richtete am Schloss und im Ort sehr grossen Schaden
an. Nach der Säkularisierung im Jahre 1525 wurde es Residenz
des fürstlichen Verwalters und von 1613 bis 1614 im
Renaissancestil umgebaut.
Im 17. Jahrhundert ging das Schloss in Privateigentum
über. Der neue Besitzer baute zwei neue Flügel,
die noch im gleichen Jahrhundert wieder abbrannten,
für Verwaltungszwecke an, sowie ein 1945 zerstörtes
Gebäude mit einem kleinen zylindrischen Turm. Teile
des Schlosses wurden im 19. Jahrhundert abgerissen,
und es verblieb nur ein vierstöckiges Wohnhaus mit
Satteldach und Kreuzgewölbekeller, dessen From bis
zum heutigen Tage nicht mehr geändert wurde. Es
beherbergte u. a. General Dabrowski und seine Offiziere
im Jahre 1807, diente ausserdem zeitweilig als Behausung
für die Bauherren des Lötzener Kanals, sowie als
Quartier des Kommandanten der Festung Boyen. Die
Überreste des Schlosses sind nun sehr verfallen werden
auch nicht restauriert.
Im Mittelalter war die Geschichte
Gizyckos untrennbar mit der des Schlosses verbunden.
Das Rathaus wurde im Jahre 1613 erbaut. 1657 überfielen
Tataren die Stadt und brannten sie nieder. Das 18.
Jahrhundert brachte eine ganze Reihe von Katastrophen.
Zuerst wurde die Stadt von 1709 bis 1711 durch Pest und
Missernten dezimiert und danach von den grossen Bränden
der Jahre 1756 und 1786 heimgesucht.
Zwischen 1843 und 1851 wurde die
Festung Boyen in Gizycko von den Deutschen erbaut und
erhielt ihren Namen nach dem preussischen Kriegsminister
General von Boyen. Sie umfasst viele Gebäude für verschiedene
Zwecke, sowie viele Kilometer Mauern und Erdschutzwälle.
Die Stadt profitierte erheblich von den durch den
Festungsbau bedingten umfangreichen öffentlichen Arbeiten.
Die Festung wurde 1914 erfolglos von den Russen belagert.
Nach dem Krieg wurde sie wiederhergestellt und für
Tourismuszwecke benutzt.
Durch den Bau der Eisenbahn im Jahre
1868 und andere Investitionen am Anfang des 20. Jahrhunderts
erlebte Gizycko weiteren Aufschwung. Um die 19./20.
Jahrhundertwende wurde es, dank seiner von Seen umringten
Lage (Seen machen heute 26% der Stadtfläche aus), zu einem
beliebten Kurort und Reiseziel. Es war auch im 19. und 20.
Jahrhundert eines der Zentren für den Kampf um die
Polonisierung des Ermlandes und Masurens.
1945 wurde die gesamte Bevölkerung
evakuiert, und nachdem die Sowjetarmee am 26. Januar
einzog, wurden Polen angesiedelt. Der polnische Name
bis Kriegsende war Lec, dann Luczany, und wurde später
zu Ehren des Pastors Gustav Gisevius (1810-1848), eines
grossen Kämpfers für die Erhaltung der masurischen Sprache
und Kultur in Masuren, auf Gizycko geändert.
1910 hatte Gizycko 6962 Einwohner,
im Jahre 2000 waren es 30.000.
Weitere historische Denkmäler in
der Stadt sind: die 1827 erbaute klassizistische
evangelische Kirche, die Drehbrücke aus der Mitte
des 19. Jahrhunderts, sowie zahlreiche private
Wohnhäuser aus dem 19. Jahrhundert.
| Marek Januszewski
Übersetzt von: Nick Martin und Tim Anders |
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