Geschichte
Frauenburg wird um 1278 in den Aufzeichnungen des Bischofs Gerko
Fleminga (Heinrich Fleminga) erwähnt. Er war es, der die Stadt
zum Zentrum der Diözese machte. Sie erhielt ihren Namen nach
der zerstörten Kathedrale Unserer Lieben Frau (Castrum Domine
Nostres) in Braunsberg (Braniewo), bald nach dem Bau der Kathedrale
von Wniebowziecia Matki Bozej - Unsere Himmlische Gottesmutter.
Die Stadtrechte erhielt Frauenburg am 8. Juli 1310 mit dem
Einverständnis und unter dem Schutz des Bischofs Eberhardt von
Nysa. Vorbild war die städtische Verfassung und das
eigenständige Recht von Lübeck.
Die Stadt war früher ein Siedlungsgebiet heidnisch-prussischer
Bevölkerung. Sie entstand auf einem rechtwinkligen Areal mit
dem Marktplatz und dem Rathaus in der Mitte. Die Kirche St.
Nicolaus wurde nordöstlichen davon erstellt.
Von 1329-1388 wurde die Kathedrale, die aus Ziegeln gemauert
wurde, auf einem Hügel im südlichen Stadtgebiet errichtet.
Anfang des XV. Jahrhunderts erhielt sie Verteidigungsmauern
mit Türmen.
Von da an schützte das Schloss, das als einziges Gebäude aus
Ziegelsteinen bestand, die Bevölkerung der Stadt vor Feinden.
Durch die beiden Stadttore "Mlynska" (Windmühle) und
"Kowalska" (Schmied) führte die Straße von Elblag (Elbing)
nach Braniewo (Braunsberg). Die Stadt hatte auch zwei
Krankenhäuser. St.Georg existierte seit dem XIV. bis zum XIX.
Jahrhundert. Auf dem Gelände des "Heiligen-Geist-Krankenhauses"
befand sich die St. Anna-Kapelle, finanziert vom
ermländischen Klerus.
Die meisten Einwohner gingen dem Fischfang auf der Ostsee
und dem verarbeitenden Gewerbe nach. Da das Trinkwasser rar
war, wurde ein Kanal zum Fluss Bauda geschaffen, der die Stadt dann mit Süßwasser versorgte. Für die damalige Zeit war das eine beeindruckende technische Leistung.
Seit dem XV. Jahrhundert hatte die Stadt auch einen
Fischereihafen, der einen regen Handelsaustausch mit
Gdansk (Danzig) ermöglichte. Der Hafen wurde von einem
Turm überwacht, der gleichzeitig als Leuchtturm diente.
1564 kam der Fischmarkt dazu.
Die Stadt hat wiederholt stark unter kriegerischen Einflüssen
gelitten. 1414 wurde die Stadt während der kriegerischen
Auseinandersetzungen der polnischen Bevölkerung mit dem
Deutschen Orden geplündert und gebrandschatzt. Während des
dreizehnjährigen Krieges wurde 1454 der Hügel mit der
Kathedrale von der tschechischen Armee unter Jan Skalski
erobert und von ihm bis zum Kriegsende erfolgreich
verteidigt. 1520 wurde die Stadt noch einmal, während
des Krieges mit Prinz Albrecht von Brandenburg, zerstört.
Von 1512 bis 1516 und 1522 bis 1543 weilte der weltweit
berühmte Astronom und Wirtschaftswissenschaftler Nikolaus
Kopernikus in der Stadt und empfing Gäste aus ganz Westeuropa,
die allerdings nicht immer seine astronomischen Erkenntnisse
anerkannten. Er starb im Jahr 1543. Seine Gebeine ruhen
hier in der Kathedrale.
1626 fielen die Schweden unter der Führung von Gustav
Adolf in die Stadt ein und plünderten sie und die
Kathedrale. Wertvolle Kunstschätze, so u.a. auch Manuskripte
von Nikolaus Kopernikus, fielen ihnen in die Hände. Während
der schwedischen Besatzungszeit (1655-1660) und des Nordischen
Krieges(1700- 1721) wurde die Stadt von Schäden nicht
verschont. Auch Napoleons Feldzug (1807-1809) hinterließ
in der Stadt seine Spuren.
Durch den Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Elblag und
Braniewo 1889 erlebte die Stadt eine Wirtschaftsblüte.
Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt zu 80 % zerstört,
hauptsächlich bei der sowjetischen Offensive.
Seit Kriegsende gehört Frauenburg zu Polen.
Die Stadt hat viele alte Sehenswürdigkeiten. Besonders
sehenswert sind die Kathedrale mit ihren mächtigen
Mauern und die Gebäude des alten Bischofsitzes, die
heute ein Museum beherbergen. Im Glockenturm, der von
1685 bis 1687 erbaut wurde, befindet sich jetzt das
von Michael Radziejowski gegründete Planetarium. Ein
weiterer sehenswerter Turm aus dem XV. Jahrhundert wurde
nach Nikolaus Kopernikus benannt. Hinter der Kathedrale
gibt es auch noch viele Gebäude aus dem XVIII. Jahrhundert,
so u.a. Fischerhäuser. Außerdem befindet sich dort die neue
Bischofsresidenz aus dem Jahre 1841.
| Marek Januszewski
Übersetzt von: Joachim Schwanke |
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